Bornheim. Christian Hartmann ist Akkordeonspieler mir Herz und Seele. Auf einem Folk-Workshop auf Burg Fürsteneck im Jahre 2018 hört er in der allabendlichen Sessionrunde das Lied „Es ist an der Zeit“ (Text von Hannes Wader), dessen ursprüngliche Version der schottisch-australische Musiker Eric Bogle 1976 unter dem Titel "No Man`s Land" komponierte. Es handelt von einem jungen Soldaten, der im Ersten Weltkrieg fiel. Auch unter den Titeln "The Green Fields Of France" und "William McBride" ist dieser Song bekannt. Der Text erinnert Hartmann an das Schicksal seines Onkels. Er beschließt, ihm ein Video zu widmen.
„Ich hatte dieses Lied gefühlt seit den Tagen der Friedensbewegung Anfang der 80er nicht mehr gehört und war sehr ergriffen davon“, erzählt Christian Hartmann. „Zu Hause habe ich es dann immer und immer wieder gesungen“. Dabei erinnert er sich an seinen Onkel Philipp Wingen, der 1944 noch einberufen wurde und kurze Zeit später in Polen mit nur 19 Jahren an den Folgen eines Bauchschusses starb.
Hartmnns Neffe findet mit Hilfe der Website des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. das Grab des Onkels bzw. Großonkels in Polen. Christian Hartmann berichtet: „Ich sah mir alte Fotobücher meiner Eltern an und fand dort einige Bilder von meinem Onkel Philipp; darunter auch einige, die ihn in Uniform zeigen. Dabei war auch ein Brief eines Oberstarztes an meine Großeltern, der mit ‚Heil Hitler‘ unterschrieben war. In ihm wurde mitgeteilt, dass ihr Sohn an den Folgen eines Bauchschusses verstorben sei.“
Der Wunsch, diesen Soldatenfriedhof und den Ort, an dem sein Onkel gefallen ist, zu besuchen, wird so stark, dass Hartmann mit seinem Neffen in Berlin Kontakt aufnimmt. Gemeinsam treten sie von dort aus im Februar 2020 die Reise nach Polen an und besuchen die letzte Ruhestätte von Philipp Wingen in Siemianowice (Laurahütte) und das in der Nähe gelegene KZ Auschwitz-Birkenau - für die beiden ein zutiefst berührendes und ergreifendes Erlebnis.
In der Folge wächst in Christian Hartmann die Idee, ein Video mit dem Lied „Es ist an der Zeit“ zu erstellen und dieses mit Bildern und Dokumenten von seinem Onkel zu unterlegen. „Es war mir ein Herzensbedürfnis, dies zu tun und damit anhand eines ganz konkreten Menschenschicksals – stellvertretend für Millionen andere – an die Gräuel des Krieges zu erinnern.“ Hartmann erkennt Parallelen zwischen aktuellen politischen Situation und der Weimarer Zeit. Sein Statement: „Gerade deshalb sollten wir alles daran setzen, dass die Erinnerung an diesen Wahnsinn nie verloren geht, in der Hoffnung, dass so etwas nie mehr passiert.“ (C. Hartmann/ W. Gorzalka)
Die musikalische Widmung finden Sie hier.