Meldungen aus dem Bezirksverband Köln-Aachen
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Dom als Leuchtturm des Friedens

Kölner Dom wird mit bewegenden Bildern illuminiert

Köln. Anlässlich des Endes des Ersten Weltkriegs vor 100 Jahren wird der Kölner Dom vom   26.-30.September mit bewegten Lichtprojektionen angestrahlt - und damit zum "Leuchtturm des Friedens" werden. Mit dabei ist auch Volksbund-Vizepräsident Wolfgang Wieland, dessen Rede wir hier vorstellen:
Rede des stellvertretenden Präsidenten Wolfgang Wieland am 26. September 2018 zur Illumination des Kölner Domes (Es gilt das gesprochene Wort):

Anrede,

am 11. November 1918 vormittags um 11:00 erscholl wie nach einem Manöver von der Küste der Nordsee bis zum Stilfser Joch in Süd-Tirol das ersehnte Signal: “Das Ganze Halt!“
Es endete im Westen und Süden ein Krieg in Not und Verzweiflung, der mit einer heute fassungslos machenden Begeisterung begonnen worden war. „Jeder Schuss ein Ruß, jeder Stoß ein Franzos“ stand auf patriotischen Postkarten; selbst Schriftsteller, Maler und andere Künstler waren diesem sogenannten Augustfieber 1914 erlegen. Dieses Fieber legte sich allerdings sehr schnell in den Gräben, den Geschützsalven und den Giftgasschwaden. Am Ende waren ca. 10 Millionen Soldaten, 7 Millionen Zivilisten zu beklagen. Dazu kamen 20 Millionen Verwundete und Traumatisierte.

Aber mehr noch als abstrakte Zahlen stehen Namen wie Verdun, Ypern und die Somme für den Wahnsinn dieses beispiellosen Gemetzels. Wir sehen es als Volksbund als unsere Aufgabe an, immer wieder gerade junge Menschen auf diese Gräberfelder zu führen.  Denn jedes der Kreuze dort in endlosen Reihen, jeder Name von 18jährigen, 19jährigen ist ein Ausrufungszeichen, dass sich solch ein sinnloses großes Sterben niemals wiederholen darf.

Und dieses Gedenken ist heute wieder erschreckend aktuell geworden.
Einige fragen uns, ob es 100 Jahre nach Kriegsende nicht andere Probleme gibt.  Doch, die haben wir. Aber zusätzliche, denn die alten Probleme sind geblieben, mit den Jugoslawien-Nachfolgekriegen oder dem Konflikt um die Ost-Ukraine ist die gewaltsame Lösung von Konflikten selbst in Europa wieder auf die Tagesordnung gesetzt worden.

Darüber hinaus erleben wir gerade jetzt eine längst überwunden geglaubte Debatte um unsere Erinnerungskultur. Es wird gar eine Wende um 180° gefordert aus der ganz rechten Ecke. Der Stolz auf die Leistungen deutscher Soldaten in zwei Weltkriegen wird postuliert, als hätten diese sogenannten Leistungen nicht darin bestanden, ganz Europa in Schutt und Asche zu legen. Das Holocaust-Mahnmal in Berlin wird zum Denkmal der Schande erklärt, nicht etwa, weil die Ermordung der sechs Millionen europäischen Juden zur Schande erklärt werden soll, sondern die Erinnerung an sie. Dies muss unseren schärfsten Protest hervorrufen.
Von dem spanischen Philosophen Santayana stammt der Satz: Wer das Vergangene vergisst, ist dazu verurteilt, es noch einmal zu erleben.

Als Bundespräsident Frank Walter Steinmeier im vergangenen Jahr auf dem „Hartmannsweiler Kopf“ im Elsass gemeinsam mit dem französischen Präsidenten Macron eine deutsch-französische Erinnerungsstätte einweihte, sagte er zur Bezeichnung dieses Berges im Ersten Weltkrieg als „Menschenfresser-Berg“ die zutreffenden Worte: Nicht ein Berg frisst Menschen, es ist der übersteigerte Nationalismus, der Menschen frisst.

Das Motto des Volksbundes lautet: Versöhnung über den Gräbern. Versöhnung können wir als Deutsche nicht einfordern oder einklagen. Umso wohltuender ist es, wenn wir sie erfahren, wie gerade in diesem Herbst im gemeinsamen europaweiten Erinnern an das Ende des Ersten Weltkrieges.

Von dem Präsidenten der EU-Kommission Jean-Claude Juncker stammt der Satz: „Wer an Europa zweifelt, wer an Europa verzweifelt, der soll auf Soldatenfriedhöfe gehen.“
Dort, vor den Gräberfeldern erschließt sich, dass Europa Mehr und Besseres ist, als der ewige Streit um Gelder oder um Quoten für Flüchtlinge. Gerade in einer Zeit, in der die europäische Union durch den Brexit und den Ruf nach Renationalisierung zu bröckeln scheint, muss die Bedeutung des geeinten Europas für den Frieden immer wieder betont werden.

Wir alle können einen Beitrag zum Zusammenwachsen leisten. Sage niemand: Was kann ich denn tun. Es liegt an uns, zu verhindern, dass aus dem Miteinander wieder ein Gegeneinander wird. Auch dazu mahnt uns heute eindrucksvoll der Kölner Dom als Friedenszeichen."

 

 

Text: Volksbund Kassel

Bilder: W. Gorzalka